Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Mitarbeiter in leitenden Funktionen, inkl. Geschäftsführern und Verwaltungsräten, etwas Wichtiges verloren haben: die Neugierde. Das eigene Ego scheint mancherorts so gross zu sein, dass man sich primär vor allem durchsetzen möchte und gar kein Interesse daran hat, anderen zuzuhören, zu lernen und gemeinsam gute Lösungen zu finden.
Ein «ich weiss», «ist ja logisch», «ja klar», «jaja» (wichtiger Link) etc. unterbindet oftmals einen konstruktiven Informationsaustausch, obwohl gar nichts klar und logisch ist und die Person vielleicht gar nicht verstanden hat, um was es wirklich geht. Hauptsache: keine Schwäche zeigen. Es ist offensichtlich, dass sich dieses Verhalten aus Angst speist und ein egozentriertes Denken fördert.
Ich habe mich schon oft gefragt, weshalb Firmen eine solche Kultur pflegen bzw. ihr nichts entgegensetzen. Man liest und hört viel von Fehlerkultur, Wissenstransfer, Agilität etc. – die Realität sieht aber bei vielen KMU nicht einmal im Ansatz so aus. Im Gegenteil: ein patriarchalischer und oftmals repressiver Führungsstil mit dem Anspruch, die Wissenshoheit zu besitzen, erstickt Eigeninitiative und Kreativität oftmals im Keim.
In einem solchen Arbeitsklima möchte niemand die Verantwortung für irgendetwas übernehmen und entsprechend entwickelt sich ein von Angst geprägtes Schutzverhalten. Diese Firmen haben nicht oder noch nicht begriffen, dass sie ein grosses Potenzial an Innovation und Energie brach liegen lassen. Die Konsequenz ist, dass sich die guten Mitarbeiter irgendwann aus der Firma verabschieden und nur noch die Ja-Sager ‚anwesend‘ sind.
Und was hat das jetzt mit Marketing zu tun?!? Wenn man Marketing so versteht: „Marketing ist die konzeptionelle, bewusst marktorientierte Unternehmensführung, die sämtliche Unternehmensaktivitäten an den Bedürfnissen gegenwärtiger und potentieller Kunden ausrichtet, um die Unternehmensziele zu erreichen“, dann hat die Art, wie ein Unternehmen geführt wird, alles mit Marketing zu tun. Mit einer Mannschaft von Trostpreisen ist es schwierig, ein Spiel zu gewinnen, also muss alles daran gesetzt werden, Talente und Macher zu fördern und fordern, zu motivieren und in der Firma zu halten.
KMU tun gut daran Strukturen zu schaffen, die es ermöglichen, dass Mitarbeiter sich einbringen und gegenseitig vernetzen können. Informationen sollen im Sinne eines Integrierten Marketings abteilungsübergreifend systematisch geteilt und genutzt werden. Der Verkauf soll z.B. seine Marktinformationen mit der Entwicklungsabteilung teilen und umgekehrt soll die Entwicklungsabteilung den Verkauf über die neusten Entwicklungen informieren können. Wird eine solche Art der Kommunikation und Kooperation gefördert, kann ein Unternehmen enorm davon profitieren.
Geschäftsinhaber müssen erkennen, dass sie langfristig nur erfolgreich sein können, wenn sie das Potenzial ihrer Mitarbeiter nutzen und zu einem prozessualen Informationsnetzwerk verknüpfen. Die Qualitäten des einsamen Machers mögen ihm bis zu einem gewissen Punkt Erfolg gebracht haben, früher oder später wird das Unternehmen aber stagnieren und genau jene Mitarbeiter, denen das Unternehmen die bisherigen Erfolge verdankt, werden das Schiff verlassen. Zurück bleibt dann oftmals ein frustrierter Kapitän, der nicht verstehen kann, weshalb man ihn verlässt.
© Marc Hagmann